Im Rahmen mehrerer Veranstaltungen haben sich avantgardistische Akteur:innen aus dem Bereich Wald über Möglichkeiten ausgetauscht, wie fairere und resilientere Stadt-Land-Beziehungen gestaltet werden können. Dabei ging es vor allem um regionalere Wertschöpfungsketten und eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von Laubhölzern. Ein erstes Pilotprojekt ist nun realisiert. In Lübeck wurde ein Bürocontainer mit Aspenholz verkleidet. Der Test soll klären, ob die Holzart auch für den Außenbereich geeignet ist.
Spätestens der Klimawandel macht es notwendig, dass in unseren bewirtschafteten Wäldern deutlich mehr Baumarten stehen. Extremwetterereignisse werden die neue Normalität. Dürren und Stürme machen unsere Wälder anfälliger. Mit einem Puffer an verschiedenen Baumarten und Strukturen, kann der Wald sich nach solchen Ereignissen von selbst regenerieren. Eine wichtige Rolle haben hierbei Pionierbaumarten inne. Diese sind in der Lage kahle Flächen, etwa nach Waldbränden oder Windwürfen, schnell wieder zu besiedeln. Andere Baumarten folgen dann in ihrem Schutz.
Eine dieser Pionierbaumarten ist die Aspe, auch bekannt als Espe oder Zitterpappel. Doch so wichtig sie auch für den klimaresilienten Wald ist, gibt es aktuell kaum wirtschaftliche Verwendungen für die Aspe. Dabei sind die Anwendungsmöglichkeiten grundsätzlich vorhanden. Aspe wird für Furniere verwendet, zu Holzkisten oder Zahnstochern verarbeitet, findet Anwendung in der Herstellung von Grobspanplatte, Papier und anderen Zelluloseprodukten, aber auch in der Austattung von Saunen kommt Aspenholz zum Einsatz. Ihr Vorteil im Waldbau ist, dass sie schnell in die Höhe wächst und nach wenigen Jahrzehnten bereits erntereif ist.
Aktuell erreichen Aspen im wirtschaftlich genutzten Wald selten dieses erntereife Alter. Da sie kaum monetären Ertrag bringen, müssen sie anderen Bäumen weichen. Um dies zu durchbrechen, braucht es eine neue Wirtschaftlichkeit für Aspen. Eine Möglichkeit diese zu schaffen ist, die Nachfrage am Markt zu steigern. An diesem Hebel setzt das Pilotprojekt der Containerverschalung an. In mehreren Planungsgesprächen waren mögliche Produkte für Aspen überlegt worden. Für die Idee, eine Außenfassade mit Aspe zu verschalen, fanden sich nicht nur genug Befürworter:innen sondern auch gleich genug Partnerbetriebe für die Umsetzung. Zudem bietet eine Außenfassade die Möglichkeit, das Holz mit unterschiedlichen Oberflächenbehandlungen zu testen.
Über den Lübecker Stadtwald konnten Aspen mit ausreichendem Stammdurchmesser bezogen werden. Sie wurden dort im Februar 2023 gefällt. Aus dem Wald wurden sie zu Wertholz&Sägewerk nach Scharbeutz transportiert. Dort wurde das Holz gesägt und anschließend in der Trocknungsanlage des Holzhandels Friedrich Klatt getrocknet. Nach etwas mehr als zwei Wochen wurde der große Holzstapel mit einer Restfeuchte von 13% wieder nach Scharbeutz gefahren. Dort wurde es dann in Latten geschnitten. Die Latten machten sich auf die Reise zu ihrem Endbestimmungsort, der Holzwerkstatt Fuchsbau in Lübeck. Hier wurden sie auf verschiedene Arten behandelt. Einige wurden geölt, andere abgeflammt, wiederum andere blieben unbehandelt. Dann konnte die Konstruktion beginnen. Unterstützung kam von der Fachwerk Zimmerei. In Kürze wird der fertig verschalte Container eingeweiht.
Damit ist die erste Phase des Pilotprojekts abgeschlossen und sind neue Möglichkeiten für eine regionale Wertschöpfungskette auf den Weg gebracht. In der zweiten Phase wir nun das Verwitterungsverhalten der Aspe getestet. Mit ersten Ergebnissen wird in 5 bis 10 Jahren gerechnet. Interessierte können sich das Witterungsverhalten vom öffentlichen Fußweg aus im Kaninchenborn 22 in 23560 Lübeck live anschauen und uns ihre Beobachtungen gerne mitteilen.
Fotos: Knut Sturm, Friedrich Klatt GmbH